Der Samenerguss (Ejakulation) ist in drei Abschnitte gegliedert:
Emission
Während dieser Phase kommt es zu einer Kontraktion (Zusammenziehung) der glatten Muskelfasern des männlichen Genitaltraktes. D.h. Hodenkanälchen, Nebenhoden und Samenleiter (Ductus deferens) transportieren die Samenzellen in die prostatische Harnröhre (d.h., zwischen innerem und äußerem Schließmuskel) und die Samenbläschen (Vesikula seminalis) und die Vorsteherdrüse (Prostata) entleeren ihr jeweiliges Sekret in diesen Abschnitt der Harnröhre. Durch den gleichzeitigen Verschluss des inneren Blasenschließmuskels wird eine retrograde (rückwärtsgerichtete) Ejakulation in die Harnblase verhindert. Durch die auf diese Weise entstehende Ansammlung des Ejakulates im Bereich der prostatischen Harnröhre kommt es zu einer stetigen Druckerhöhung in diesem Bereich, wodurch reflektorisch die zweite Phase der Ejakulation eingeleitet wird.
Diese Phase wird durch das sog. andrenerge System durch die Freisetzung des Botenstoffes Noradrenalin vermittelt. Daneben sind lokale Botenstoffe, wie z.B. Oxytocin, Endothelin und Adenosintriphosphat (ATP) daran beteiligt. Gefühlsrezeptoren im Bereich der Eichel (Glans penis) triggern den gesamten Prozess durch eine Weiterleitung von taktilen Reizen an das Gehirn. In diesem Bereich erfolgt nach Rückkopplung mit den Reizen in der prostatischen Harnröhre die Auslösung des Ejakulationsreflexes.
Ejakulation
Dies ist der "point of no return", d.h. jenes Gefühl, wenn der Samenerguss nicht mehr zu verhindern ist. Es handelt sich dabei um einen reflektorisch gesteuerten Prozess, welcher durch die pulsatile Kontraktion des Beckenbodens zu einem explosionsartigen Herausschleudern des Ejakulates führt.
Vom Gehirn werden die Signale des Ejakulationsreflexes über die sympathischen Ganglien im Rückenmark (T12-L3) an sowohl somatische, als auch sympathische und parasympathische Leitungsbahnen weitergeleitet. Das sog. serotinerge System im Gehirn kann die Auslösung dieses Ejakulationsreflexes beeinflussen bzw. hemmen. Hier ist im Übrigen der Ansatzpunkt der medikamentösen Therapie des vorzeitigen Samenergusses zu sehen - Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Serotonin-Agonisten. Demgegenüber können sog. Die D2-Rezeptoren im Gehirn wirken als Verstärker des Ejakulationsreflexes. Die Bahnen, welche die rhythmischen Kontraktionen des männlichen Genitales und des Beckenbodens vermitteln, sind parasympathisch und laufen über das Rückenmark (S2-4) in den Nervus pudendus. Studien konnte nachweisen, dass lokal die Botenstoffe NO (Nitrit Oxid) und CO (Carbon Monoxide) eine Rolle spielen.
Orgasmus
Hierbei handelt es sich um den sexuellen Höhepunkt bzw. das Gefühl sexueller Befriedigung. Mit diesem Gefühl einhergehend sind neben den o.g. rhythmischen Kontraktionen des Beckenbodens, aber auch des Genitalbereiches und übrigen Körpers. Außerdem kommt es in dieser Phase zu einer Steigerung der Pulsfrequenz. des Blutdrucks und der Atemfrequenz u. -tiefe. Das Orgasmuserleben ist mit ferner mit unterschiedlich stark ausgeprägten Bewusstseinsveränderungen assoziiert.
Unfähigkeit, den Zeitpunkt der Ejakulation zu kontrollieren. Es kommt in er Regel kurz nach Eindringen des Penis trotz minimaler Stimulation zum Samenerguss. In besonders schweren Fällen erfolgt die Ejakulation schon vor dem Eindringen (Ejaculatio praecox ante portas) bei Berührung des Penis. Eine zeitliche Angabe ist wegen des unterschiedlichen sexuellen Empfindens nicht möglich.
Prinzipiell werden zwei Formen der Ejaculatio praecox unterschieden:
Primäre Ejaculatio praecox
Beginnt mit Aufnahme sexueller Beziehungen und besteht zumeist zeitlebens.
Sekundäre Ejaculatio praecox
Stellt sich nach primär ungestörtem Sexualleben zu einem späteren Zeitpunkt ein.
Oft besteht zeitlicher Zusammenhang zu einem Partnerwechsel oder zur Manifestation einer Erektilen Dysfunktion.
Psychische Faktoren dominieren zweifelsohne, aber auch eine organische Prädisposition muss berücksichtigt werden
Psychologische Faktoren
Organische Ursachen
Konservative Therapie, Sexualtherapie
Squeeze-Handgriff
Spürt der Mann, dass der Samenerguss kurz bevorsteht, wird vom Sexualpartner oder ihm selbst bis zum Auftreten von Schmerzen mit den Fingern Druck auf die Eichel ausgeübt. Dies soll zu einer Unterbrechung des Reflexbogens führen.
intermittierendes Eindringen
Medikamentöse Therapie
Sympatholytika (Alpha- und/oder Betablocker)
beruhen auf einer Störung der durch sympathische Fasern geregelten Ejakulation
Trizyklische Antidepressiva
über eine Erhöhung der Serotoninkonzentration im Gehirn sollen sie hemmend auf die Ejakulation wirken
Dopaminrezeptorantagonisten
durch Blockade der D1/2 -Rezeptoren wird hemmende Wirkung auf Ejakulation erzielt
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmstoffe
Axiolytika
Lokal wirksame medikamentöse Therapie
örtlich betäubende bzw. sensibilitätsmindernde Salbe/Creme
um keine sensibilitätsminderende Wirkung in der Scheide zu erzielen, sollten vor dem Koitus die Cremereste am Penis entfernt werden
Operative Therapie
Psychologische Therapie
In Abhängigkeit vom Schweregrad lässt sich eine verzögerte von einer ausbleibenden Ejakulation (Anejakulation) unterscheiden. Letzteres kann sowohl Folge einer rückwärtsgerichteten Ejakulation (s.u.) sein oder bei Emissionsverlust (d.h. ausbleibende Emission des Spermas in die hintere Harnröhre) vorkommen. Detaillinformationen zum Ejakulationsablauf können Sie [hier] nachlesen.
Bei einer Anejakulation ist der erste Schritt des Samenausstoßes - die Emissionsphase - gestört, d.h. der Samen wird nicht in die hintere (prostatische Harnröhre) ausgestoßen.
Ausbleibende oder verminderte Ejakulation wegen eines nicht intakten inneren Blasenschließmuskels aus anatomischen und/oder neurologischen Gründen.
Einem ausbleibenden Samenerguss liegt meistens eine retrograde Ejakulation zugrunde. Dies ist bei 0,3 bis 2% der zeugungsunfähigen Männern die Ursache.
Unerwünschte Nebenwirkung einer medikamentösen Therapie mit
Angeborene "bauliche" Erkrankungen
Störungen der Nervenbahnung
Traumatische Schäden
Iatrogen
Idiopathisch (d.h. Ursache ist nicht bekannt)
Diagnose
Bei einer Anejakulation fehlt der Samenausstoß aus der Harnröhrenmündung. Außerdem lassen sich im post-orgastischen Urin keine Samenzellen nachweisen.
Bei der retrograden Ejakulation hingegen kann der Samenausstoß ganz fehlen oder nur vermindert sein. Das Orgasmusgefühl ist in der Regel erhalten. Im nachfolgend gewonnenen Urin lassen sich Samenzellen nachweisen.
kausale Therapie, z.B. Meidung potentieller Ursachen